fiktive Tondichtung einer Beziehung zwischen einem Maler und seinem Modell - hier isnpiriert durch die Begegnung zwischen Picasso uns Sylvette.
Die Sylvette-Serie erlaubt einen einmaligen Einblick in den
kreativen Denk- und Schaffensprozess des Künstlers während der
1950er-Jahre. Gerade anhand dieser vernachlässigten Serie lässt
sich die Dynamik zwischen emotionaler Beziehung und künstlerischem
Engagement im Wechselspiel mit historischem Kontext,
Zeitstil und Mode entschlüsseln. Die Werke sind Resultat einer
intensiven Auseinandersetzung mit dem Modell und bestechen durch
die unmittelbare Direktheit des Ausdrucks, ohne – wie so oft –
auf metaphorische Erhöhung oder historische Paraphrasen zurückgreifen
zu müssen.
Meine Komposition „Sylvette“ The Painter and his Model folgt einer Inspiration über Picasso und das Model Sylvette aus den 1950 Jahren. Es ist eine fiktive Tondichtung für 2 Violoncelli – in den Stimmen aufgeteilt 1. Cello = Model, 2. Cello = Painter und beschreibt ein durchaus erotische Wunschvorstellung sowohl des Malers als auch seines Models, das so in dieser Konstellation nicht stattgefunden hat, aber hätte stattfinden können. Picasso hat sich dem Mädchen Sylvette gegenüber sehr seriös verhalten und nach allem. Was bekannt ist und von Sylvette bestätigt worden ist, kam es nie zu Übergriffen, die man dem Spanier landläufig gerne unterstellen möchte. Daher ist meine Tondichtung lediglich als Fiktion für x beliebige Sitzungen zwischen einem Maler und seinem Modell zu verstehen.
Im 1. Abschnitt wird musikalisch das Kennenlernen und die 1. Sitzung beschrieben, im Mittelteil durch Rilkes Liebeslied geheime Sehnsüchte des Modells dem alternden Maler gegenüber ausgedrückt, um zum Schluss in einer Tarantella die Freude über das gelungene Porträt – oder aber doch um eine intensive Liebesbeziehung ?? – zu enden. All`das ist Interpretationsmöglichkeit.
Rainer Maria Rilke
Liebeslied
Wie soll ich meine Seele halten, dass
sie nicht an deine rührt? Wie soll ich sie
hin heben über dich zu andern Dingen?
Ach gerne möcht ich sie bei irgendwas
Verlorenem im Dunkel unterbringen
an einer fremden stillen Stelle, die
nicht weiterschwingt, wenn deine Tiefen schwingen.
Doch alles, was uns anrührt, dich und mich,
nimmt uns zusammen wie ein Bogenstrich,
der aus zwei Saiten eine Stimme zieht.
Auf welches Instrument sind wir gespannt?
Und welcher Spieler hat uns in der Hand?
O süßes Lied.
Georg Abegg, Christoph Grunenberg: Sylvette – Picasso und das Model: Vorwort Ausstellung Bremen(S.7)